Ein egomanischer Selbstfindungstrip, ein mystischer Name in Pseudoesperanto, nackte und kompromisslose Musik. Hanreti ist ein Statement, ein Experiment, eine Momentaufnahme im Schaffen von fabelhaften Schweizer Musikern, das in keine Schublade passt, weil es nicht passen will. Lieder, getragen vom hinkenden und hüpfenden Herzschlag eines Verliebten oder Selbstmörders, kryptische Texte, in prophetischem Wahnsinn vorgetragen: Die Luzerner Band Hanreti bringt nach «Alt F» (2015) und «Cuetrigger» (2016) mit «Deep Sea Dream» ihre dritte Platte heraus.
Hanreti begann als Skizzensammlung des Sängers und Multiinstrumentalisten Timo Keller, der zuvor nur für andere Musiker und die Schublade geschrieben hatte. Hanretis Herz und Hirn und Hauptsongwriter ist ein Soundtüftler, der mit offenen Ohren durch die Welt streunt und dabei schwammartig Musik sammelt, von Folk bis Funk, von Soul bis Jazz, von Indie-Rock bis Hip-Hop. Früh schon hat Keller zur Unterstützung Drummer Mario Hänni an Bord geholt, der präzise eiert und shuffled wie kein zweiter und mit Witz und unglaublichem Musikverständnis Beats dekonstruiert, rekontextualisiert und reduziert. Geerdet werden die Experimentatoren durch den Bassisten Rees Coray, der sich scheppernd abarbeitet und ackert und die renitenten Beats durch seine Geradheit erst perfektioniert. Vollendet wird das Quartett durch den Gitarristen Jeremy Sigrist, dessen musikalische Finesse die Songs erst vollendet und ausmacht. Der stilsicher und reduziert die letzten Lücken eines Hanreti-Songs füllt, die Lieder erst zu Klangmauern macht.